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31. Oktober 2023
Internationales: World Ranger Congress

In Portugal stand im Herbst 2023 ein grosser Anlass auf dem Programm. Die «Associação Portuguesa de Guardas e Vigilantes da Natureza (APGVN)» organisierte erstmal den Global Ranger Congress unter dem Motto «Oceans, Climate Change and Biodiversity». Sie luden an einen aussergewöhnlichen Ort: auf die Insel Faial auf den Azoren. Die Vulkan-Insel liegt fast 1700 Kilometer von Lissabon entfernt weit draussen im Atlantik. Was für ein fantastischer Ort für ein Ranger-Treffen!

 

Am Flughafen Lissabon begann bereits das grosse Hallo. Zuerst traf ich auf die polnische Delegation, dann die Italiener und immer mehr Portugiesen vom Festland. Am Gate stiess auch Florine Leuthard, Swiss-Rangers-Vorstandsmitglied und Rangerin in der Gemeinde Allschwil, dazu. Nebst Fabian Moser von der Griffin Ranger GmbH und mir war sie die Dritte, welche die Schweiz vertreten würde. Nach einem entspannten aber fast dreistündigen Flug landet man mitten im weiten Atlantik. Die einzige Piste des Flughafens Horta ist links, hinten und vorne direkt vom Meer umgeben. Nach dem Touchdown muss der Pilot sofort in die Bremsen. Ausnahmsweise hätte ich fast geklatscht.

Pathos, Theater und Bürgermeister

Horta ist mir über 2000 Einwohnern die grösste Ortschaft auf der Insel Faial. Der Hafen gilt als wichtigster Stopp im Atlantik für Weltumsegler. Alle malen ein farbiges Bild auf die Hafenmauer. Wenn nicht, soll grosses Ungemach den Seglern dräuen. Es kehren auch alle Segler und Hochseefischer in derselben Kneipe ein, dem Peter Café Sport. Es ist so bekannt – unter anderem für seinen Gin Tonic –, dass es sogar einen Wikipedia-Eintrag hat.

Jeder portugiesische Ranger-Kongress wird mit der «Hino dos Vigilantes da Natureza de Portugal» eröffnet. Der Anlass fand in einem historischen Theater aus dem frühen 19. Jahrhundert statt. Das Publikum, rund 150 Ranger aus 10 Ländern, verteilten sich über das Parterre und die Logen im ersten Stock, und erhoben sich für die Hymne. Eine wuchtige, wenn nicht gar pathetische Eröffnung mit Hühnerhaut-Effekt. Danach gab es die obligaten Grussworte von Ministern und Bürgermeistern. Der Nachmittag war vollgepackt mit Referaten. Interessierte können hier das ganze Programm nachschauen.

 Kontroverse um meinen Beitrag

Am zweiten Tag stand mein Vortrag «How Rangers make a start-up a success» auf dem Programm. Thema war, wie Ranger organisiert sein sollten und welche Rolle ein privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen wie die Griffin Ranger GmbH in der Branche einnehmen kann. In der anschliessenden Podiumsdiskussion war deutlich spürbar, dass viele Ranger aus südlichen Ländern klar eine staatliche Organisation befürworten und Zweifel hegten an jeder Form von Outsourcing. Es zeigte sich aber auch, dass die unterschiedlichen Organisationsformen kein Hindernis waren, um die Gemeinsamkeiten unserer Arbeit zu erkennen. 

Die Kontroverse dauerte den ganzen restlichen Kongress an und flammte immer wieder auf, engagiert aber durchaus freundlich. Für mich hat es einmal mehr aufgezeigt, dass Ranger weltweit so unterschiedlich organisiert sind, wie es Kulturen und politische Systeme gibt. Ich fand es äusserst spannend und lehrreich und bin sicher, das Thema ist noch «noch nicht gegessen».

 Neues Land und tiefes Meer

Jeden Nachmittag waren Fieldtrips organisiert, für mich die eigentlichen Höhepunkte dieses Kongresses. Sind die Azoren doch ein aussergewöhnlicher Lebensraum für Mensch und Natur, den man nicht grad regelmässig besucht. Wir besichtigten einen botanischen Garten und immer wieder Vulkane in all ihren Formen. Am spektakulärsten fand ich persönlich den Spaziergang auf neuem Land: Der Vulkan Capelinhos ist 1957/58 ausgebrochen. Die ganze Insel Faial ist nur 800'000 Jahre alt und das Resultat mehrere Vulkanausbrüche. Der neuste Zuwachs auf Faial ist nun eben der Capelinho. Vor nicht mal 70 Jahren ist hier neuer Boden aus dem Atlantik entstanden, ein Wimpernschlag in geologischen Relationen. Heute kann man auf diesem schwarzen, und noch fast komplett unbewachsenem Boden entspannt spazieren gehen. Ein aussergewöhnliches Besucherzentrum unter dem Boden bringt die Erdgeschichte Interessierten näher.

Der beste «Fieldtrip» ging allerdings nicht ins «Field» und war auch kein offizieller Teil des Kongresses. Fabian und ich organisierten uns eine Whalewatching-Tour mit Meeresbiologen. Das war ein absolut krönender Abschluss mit mindestens fünf (oder mehr!) gesichteten Pottwalen und einer gefangenen Meeresschildkröte. Für mich als Landratte war es zudem ziemlich emotional, in einem Schlauchboot fast 20 Kilometer in den offenen Atlantik raus zu brettern und zu wissen, dass das Meer unter dem Hintern über 1000 Meter tief ist.

Urs Wegmann, Griffin Ranger GmbH

 

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